Auszeichnung

Ersatz RhB-Galerien Alp Grüm 2021

  • © Gianfranco Bronzini, Conzett Bronzini Partner AG

  • © Karl Baumann, Rhätische Bahn AG

Adresse Alp Grüm–Cavaglia, 7742 Poschiavo Bauträgerschaft Rhätische Bahn AG, Chur Bauingenieure Conzett Bronzini Partner AG, Chur

Die auf der UNESCO-Welterbe-Strecke Thusis–Tirano der Rhätischen Bahn, nahe der Station Alp Grüm, auf 2100 m ü.M. liegenden Galerien Grüm, Palü sopra und Palü hatten ihr Lebensende erreicht. Sie waren in den Jahren 1949/50 in leichter, vorfabrizierter Betonbauweise als Schnee- und Lawinenschutz erstellt worden. Schadhafter Zustand und ungenügende Tragsicherheit führten zum Entscheid, die Galerien zu ersetzen. Es ist gelungen, mit sensibel entworfenen Ersatzbauten nicht nur die zeitgemässen Anforderungen betreffend Lichtraumprofil, Lawinen- und Anprallsicherheit zu erfüllen, sondern auch denkmalpflegerische Aspekte in das Tragwerkskonzept einzubeziehen. Die Form des gesamten Tragwerks sowie seiner Bestandteile wurde konsequent auf den Verlauf der inneren Kräfte abgestimmt. So liessen sich, trotz der hohen statischen Anforderungen, äusserst filigrane Galerien realisieren, welche sich zeitlos und schön in die Landschaft einordnen.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 5. April 2022

Studio Cascina Garbald 2019

  • © Marcello Mariana, Morbegno (I)

  • © Marcello Mariana, Morbegno (I)

  • © Ralph Feiner, Malans

  • © Marcello Mariana, Morbegno (I)

Adresse Via Garbald 7a, 7608 Castasegna Bauträgerschaft Fondazione Garbald, Castasegna Architekten Ruinelli Associati Architetti, Soglio Bauingenieure Afry Schweiz AG, St. Moritz

Müsste man eine Metapher für die beschauliche Schönheit rund um die Villa Garbald skizzieren, wäre dieser kleine Ersatzbau definitiv Teil des Bildes. Das liegt nicht nur an der akkuraten Übernahme von Volumen und Höhe der ehemaligen Kastaniendörrhütte, sondern vor allem an der versierten Lesart traditioneller Bauweise und deren Neuinterpretation zu einem Studio. Das kleine Haus stimmt in die Melodie des Ortes ein, verbindet gekonnt das bestehende Ensemble von Villa, Turm und umfriedetem Garten mit dem angrenzenden Obsthain und seinen Cascine. Im Inneren steht Forschenden ein behagliches Ambiente zur Verfügung: Hier lässt es sich gut studieren, der Raum wirkt fokussierend. Mit Bedacht komponiert und ausgeführt in höchster handwerklicher Präzision, fügen sich Kastanienholz, Schwarzstahl, Stampfbeton, Mörtelboden und Rauputz zu einem wohltuenden Adagio. Eigens entworfene Bronzelampen und ein Keramikwaschbecken aus Künstlerinnenhand komplettieren die gelungene Komposition.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 15. Dezember 2021

Siedlung Vier Jahreszeiten 2020

  • © Ralph Feiner, Malans

  • © Ralph Feiner, Malans

  • © Ralph Feiner, Malans

  • © Ralph Feiner, Malans

Adresse Austrasse 35–45a, 7000 Chur Bauträgerschaft Bürgergemeinde Chur Architekten Bearth & Deplazes Architekten AG, Chur Gartenarchitekten Hager Partner AG, Zürich Bauingenieure Ferrari Gartmann AG, Chur

Wie ein Riegel schliesst das rund 200 Meter lange Haus Churs Siedlungsraum ab und baut zugleich eine poröse bewohnte Ansicht der Stadt auf. Danach folgen die Schrebergärten, die Autobahn und der Rhein. Die eigentliche Überraschung erwartet uns stadtseitig mit einem ebenso langen, biodiversen und wohnlichen ‚hortus conclusus’. Ein einziger Garten mit vielen Fruchtbäumen, Blumen und Gräsern für die 96 Wohnungen und das Quartier. Er wirkt grosszügig und dank der Mauereinfriedung gleichzeitig geborgen. Der Portikus funktioniert als Eingang, dient aber auch für die Veloparkierung, als gedeckter Sitzplatz und Spielort. Für die einzelnen Wohnungen wurde nach keiner typologischen Erfindung gesucht. Die giebelige Geste der Decke ist aber speziell, sie kommuniziert Stadt in- und auswärts, zentriert den Wohnraum und strukturiert das Ganze in von aussen gekennzeichnete Entitäten. Der Ideenursprung ist in der Stadtmauer zu finden und aus heutiger Perspektive erhoffen wir uns, ein ebenso ausserordentlich langlebiges Betonhaus ausgezeichnet zu haben.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 12. Januar 2022

Erweiterung Eisstadion Davos 2020

  • © Ruedi Walti, Basel

  • © Ruedi Walti, Basel

  • © Ruedi Walti, Basel

  • © Ruedi Walti, Basel

Adresse Eisbahnstrasse 5, 7270 Davos Platz Bauträgerschaft Gemeinde Davos Architekten Marques Architekten AG, Luzern Bauingenieure Conzett Bronzini Partner AG, Chur

Städtebaulich ist die erneuerte Anlage der Eishalle Teil der öffentlichen Bauten am Kurgarten. Ein im ersten Obergeschoss angedocktes Oktogon kommuniziert räumlich mit der Umgebung und vermittelt massstäblich zwischen grosser Bestandshalle und umliegenden Gebäuden. Die über die Jahrzehnte gewachsenen Anbauten und Strukturen des Hauptbaus sind bereinigt, nordseitig wird die ursprünglich symmetrische Halle zugunsten des neuen Raumangebots verlängert. Ein neuer Hauptzugang und allseitiger Umgang erleichtern den Weg zu den jeweiligen Sektoren, dazugehörenden Buvetten und Aussenaufenthaltsflächen. Holzfassadenflächen mit feiner Gliederung ersetzen die vier ehemaligen Polycarbonatfassaden in den Satteldachgiebeln. Abgestimmt auf die Raumbedürfnisse sind sie nord- und südseitig verglast und ost- und westseitig geschlossen. Innen wie aussen stärkt ein Zusammenspiel von Holz und Beton den ursprünglichen Charakter der Halle. Der so ertüchtigte Bestand reflektiert gekonnt hochalpine Umgebung sowie Kontext und wird zu einem veritablen Landmark.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 9. Februar 2022

Unterhaltsstützpunkt Berninapass 2019

  • © Guido Baselgia, Malans

  • © Guido Baselgia, Malans

  • © Guido Baselgia, Malans

Adresse Ospizio Bernina, 7710 Poschiavo Bauträgerschaft Kanton Graubünden Architekten Bearth & Deplazes Architekten AG, Chur Bauingenieure Ferrari Gartmann AG, Chur

Ganz grosses Naturkino bietet die Bündner Bergwelt. Abseits der Rhätischen Bahn schlängeln sich breite Passstrassen zwischen den majestätischen Riesen ihren Weg, seit Kurzem unterhält den auch winters befahrbaren Berninapass ein neuer Stützpunkt. Die Strassenmeisterei schafft den Spagat – sie ist dem Berg als grosse, raumbildende Geste abgerungen, ohne laut zu werden. Das in den Hang geschobene Bauwerk gibt nach aussen zwei Elemente preis: einen Portikus in Bogenform und einen Zylinder für Streugut. Der Rest des gigantischen Betonbaus verschwindet unter dem achtsam renaturierten Gelände. Komfortabel und sicher haust es sich für die Belegschaft an beiden Bauwerksflanken. Ferner lädt eine private Sammelaktion die kantonale Infrastruktur zusätzlich auf: Im Reserveraum des Silos entpuppt sich mittels camera obscura der magische Piz Cambrena samt Wolkenspiel vor den Augen der staunenden Betrachter. Alles in allem eine zeichenhafte und lyrische Synthese von Funktion, Struktur, Material und Natur.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 18. Mai 2022

Siedlung Burggarta 2020

  • © Jaromir Kreiliger, Ilanz/Glion

  • © Jaromir Kreiliger, Ilanz/Glion

Adresse Carstulien 21, 7122 Valendas Bauträgerschaft Stiftung Valendas Impuls, Valendas Architekten Gion A. Caminada, Vrin Bauingenieure Conzett Bronzini Partner AG, Chur

Eine mächtige Stampfbetonmauer entlang der Strasse, dann Ateliers und offene Garagen, dahinter eine Zeile mit Wohnungen. Drei Schichten. Geschichtet sind auch die Wohnungen. Ein schwerer, gedämpfter Küchenräumling, warm im Winter und kühl im Sommer, bildet den Kern. Um diesen herum legen sich leichtere, temperierte Wohnschichten und unbeheizte, vielseitig aneigenbare Aussenräume. Mit der abnehmenden klimatischen Konditionierung von innen nach aussen nimmt auch die Eindeutigkeit des Gebrauchs ab. Die Raumfunktionen und Grenzen werden unscharf. So entsteht ein starkes Raumgeflecht aus Innen- und Freiräumen, worin der Mensch sich mit den Jahres- und Tagesrhythmen bewegt. Er wird in resonanten Bezug zur Welt gesetzt. Befürchtete Komforteinbussen lösen sich in freudvolle Anverwandlungen der Räume auf. Der Burggarta bildet so eine überraschende und sinnige Gegenthese zum blinden Vertrauen auf bessere Technik und zum Idyll von Einfamilienhäusern auf dem Land.

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Beitrag in Bündner Zeitung vom 20. April 2022